Das Illerkraftwerk Au befindet sich an der Iller südlich von Kempten und wurde im Jahr 2015 als erste Wasserkraftanlage mit VLH-Turbinen in Deutschland in Betrieb genommen. Die Kraftwerksanlage wurde an einem Standort mit bereits bestehender fester Wehranlage errichtet und ist mit zwei VLH-Turbinen ausgestattet. Neben der Kraftwerksanlage wurde ein Schlauchwehr neu errichtet, das in zwei Wehrfelder aufgeteilt ist und sowohl eine dynamische Stauzielregelung als auch einen Geschiebetransport über eine direkt an das Kraftwerk angrenzende Kiesschleuse (15 m Breite) ermöglicht. Die Fallhöhe beträgt ca. zwischen 1,3 und 2,3 m. Bei einem Ausbaudurchfluss der beiden VLH-Turbinen von insgesamt 54 m³/s beträgt die Ausbauleistung 900 kW. Vor dem Turbineneinlauf ist ein horizontaler Grobrechen mit 300 mm Stababstand installiert.
Die VLH-Turbine ist für Standorte mit sehr kleinen Fallhöhen geeignet und besteht aus einem Kaplan-Laufrad mit 8 beweglichen Schaufeln und starrem Leitapparat. Der Turbinentyp zeichnet sich durch einen großen Laufraddurchmesser und niedrige Drehzahlen aus. Das Schädigungsrisiko von Fischen, die über die VLH-Turbine absteigen, soll damit sehr gering sein. Die zwei am Standort Au/Iller verbauten VLH-Turbinen haben einen Laufraddurchmesser von 5 m, die Drehzahl liegt je nach verfügbarem Durchfluss zwischen 20 bis 30 Umdrehungen pro Minute. Weiter Informationen zu VLH-Turbinen finden Sie auch auf der Website der Bayerischen Landeskraftwerke.
Das Untersuchungsprogramm ist in zwei Forschungsmodule gegliedert: Im Forschungsmodul A "Anlagenbedingte Wirkungen" werden die direkten Schäden an Fischen untersucht und bewertet. Dazu werden Fische der natürlich vorkommenden Fischartengemeinschaft der jeweiligen Gewässer nach der Turbinenpassage mittels spezieller Fangnetze, sogenannter "Hamennetze" gefangen und auf Rechen- und Turbinenschäden hin untersucht. Da Hamennetze selbst ebenfalls Fischschäden verursachen können, werden zusätzlich Versuche mit standardisierten Fischzugaben oberhalb und unterhalb der Turbine durchgeführt. Die Befischungen werden zu unterschiedlichen Jahreszeiten vorgenommen und die gegebenenfalls auftretenden Fischschäden in verschiedenen Klassen erfasst. Im Forschungsmodul B "Ökologische Auswirkungen" werden das Fischartenspektrum, am Gewässergrund lebende Kleintiere, Wasserpflanzen und Aufwuchsalgen sowie wichtige Umweltfaktoren im Ober- und Unterwasser der Wasserkraftanlagen vor und nach dem Kraftwerksbau vergleichend untersucht. Dadurch können Veränderungen bezüglich der Zusammensetzung der aquatischen Lebensgemeinschaften und der vorliegenden Lebensräume über den Untersuchungszeitraum erfasst werden. Weitere Informationen zum fischökologischen Monitoring finden Sie im "Energieatlas Bayern".
Ökoenergie-Institut Bayern am Bayerischen Landesamt für Umwelt
E-Mail: Poststelle@lfu.bayern.de